Am 17. Mai 1929 fand die
feierliche Eröffnung des Volksparkes der Gemeinde Zschachwitz
statt. Nach einem kurzen Festgesang des Volkschores Zschachwitz,
richtete der Bürgermeister Fritz Schreiter u.a. folgende Worte an die Gemeindemitglieder und Gäste: |
Gärtnerhaus Hofseite |
„Für jeden ist erdenklichste
Freiheit im Park vorhanden, der den Wert des Grundstück zu
schätzen versteht. Sollten jedoch einzelne diese Stätte nicht
zu achten vermögen, sie zu einer Stätte wollüstiger
Gelüste machen wollen, dann würden Maßnahmen dagegen ergriffen werden müssen!“ Ein kleiner Junge überreichte Blumen mit den Worten: |
Gärtnerhaus (links) und das ehemalige Armenhaus von Meußlitz (rechts) |
„Den Park, den wir heute weih’n, sei zum Wohl für groß und klein. Dies wünsche ich mit einem Sträußchen in der Hand für die zwei Schulen „An der Aue“ und „Am Sand.“ Mit einem Feldgottesdienst und der Weiherede von Pfarrer Kühnel begann die Krieger-Ehrenmalsweihe am 26. August 1934 für die 195 Gefallenen Ortseinwohner. Entworfen hat das Denkmal Professor Dr. Schubert, ausgeführt wurde es von Richard Becher. Alle Vereine und Organisationen waren anwesend, die Reichswehr-Musikkapelle spielte und Bürgermeister Groh hielt die Ansprache. Darauf folgte die Kranzniederlegung. Der „Pirnaer Anzeiger“ berichtete von über 1000 Anwesenden. Ausschnitt aus dem Programmblatt zur Einweihung des Volksparkes Zschachwitz am 17.5.1929 |
Kriegerehrenmal |
2200 Besucher kamen am 5.
Juli 1942 zum „Sommerreigen“ in den Volkspark , als das Opernballett der Dresdner Staatsoper mit dem Solotanzpaar Allerding -Schulz auf einer 83 Quadratmeter großen Bühne tanzte. Der Park sowie die Gebäude waren in dieser Zeit in einem sehr gepflegten Zustand. Am 1. Juli 1950 wurde Zschachwitz nach Dresden eingemeindet, damit gehörte der Volkspark zur Stadt und die Gebäude zur kommunalen Wohnungsverwaltung. Bis zur Wiedervereinigung gab es kaum nennenswerte Erhaltungsmaßnahmen. Nach 1990 wurde das Land mit den beiden Gebäuden vom Park abgetrennt. Das Gärtnerwohnhaus ist wieder ähnlich dem alten Vorbild hergerichtet worden. |
heute Ecke Johannes-Brams-, Struppener Straße (1998) Gärtnerhaus im neue Jahrtausend |
Die heutigen Parkbesucher seien an die Inschrift am ehemaligen Herrenhaus
erinnert: „Im April 1828 erwarb Herr Ferdinand Bach aus Buchholz dieses Grundstück zu Meußlitz und schuf damit eine unvergängliche Quelle der Freude und Erholung.“ Wir wollen einige Fakten hinzufügen: 1828 kaufte der Seidenhändler und Senator in Buchholz/Erzgebirge, Ferdinand Wilhelm Bach, ein Landgut für 5200 Thaler in Meußlitz. Er umgab die beiden Gebäude mit dem Hof und einem großen anstoßenden Feld mit einem soliden Zaun und legte dort einen Blumen- und Gemüsegarten und einen ausgedehnten Park an. Der Naturliebhaber Bach konnte durch die Verbindung zu dem Schlossgärtner von Pillnitz nennenswerte Bäume anpflanzen, so die echte Kastanie, den Trompetenbaum, den Schusserbaum, den Götterbaum und den Tulpenbaum. Eine Rarität aus dieser Zeit ist Sorbopyrus auricularis (eine Gattungskreuzung zwischen der Gewöhnlichen Birne und der Echten Mehlbeere), heute nur in wenigen Botanischen Gärten zu sehen. Auch von der Gurkenmagnolie (Magnolia acuminata) am Parkrand sind in Dresden nur zwei Standorte bekannt. Weitere bemerkenswerte Bäume sind der Zürgelbaum, die Hängesilberlinde und eine alte Sorte des Spitzahorns. Hierzu traten eine große Anzahl der schönsten Deck- und Blütensträucher. An schattiger Stelle lag eine Steinpartie mit Farnkräutern und Hiobstränen. Davor stand die Figur der „Psyche“. Ein Lusthaus bot Ausblick zum Borsberg und in die Sächsischen Schweiz. Die Sandsteinmauer dieses Häuschens ist an der oberen Parkecke erhalten. Am Herrenhaus befand sich eine Laube, die „Aurorahalle“. Hinzu kam ein beheizbares Gewächshaus, in dem im Winter die Kübelpflanzen untergebracht waren. Ferdinand Bach reiste jährlich zu wochenlangem Aufenthalt nach Meußlitz. Seine Tochter, Anna Louise Bach, heiratete den Teilhaber der Dresdner Schokoladenfabrik Jordan&Timaeus, Johann Christian Eduard Timaeus. Frau Katharina Otto, geb. Timaeus, war die letzte Besitzerin. 1918 zog sie ganz nach Meußlitz. Vorher war den Winter über nur die Gärtnerfamilie Roßberg hier, die im Nebengebäude wohnte, wo sich auch die gewölbten Ställe befanden. 1928 befand sich der Meußlitzer Landsitz 100 Jahre im Besitz der Familie. Frau Otto schrieb beim Verkauf: „Leider zwang mich die jetzige Zeit mit den hohen Anforderungen an die deutschen Grundbesitzer, mich von dem Grundstück zu trennen. Nachdem sich niemand in der Familie fand, der es übernehmen konnte, habe ich es im Oktober 1928 an die dortige Gemeinde verkauft, die den Garten als Volkspark allen Einwohnern zugängig machte.“ |
ehemaliges Wohnhaus in den dreißiger Jahren Blick in den Park Wohnhaus der Familie Bach um 1910 Lusthaus mit Ausblick auf den Borsberg |
Fotos: Sammlung Herko
Müller Artikel aus der Zeitung "Die
Fähre" Jahrgang 9 Heft 10 |