Zschieren ist mit
der Elbe
verbunden, davon hing die Existenz der Bewohner ab, so zum Beispiel der
Fischfang, der Ackerbau und handwerklich gebundene Berufe. So
entstanden die ersten Gebäude in Form einer Häuserzeile
parallel zur Elbe. Der Elbstrom floß früher vor den
Häusern im "Alten Elbbett", das Pferdeloch und das Lange-Loch sind
noch Reste des alten Stromes. Die Bauflucht der Altzschierener
Häuser an der Elbstraße ist die einzige an der Elbe, die nun
nicht mehr parallel zum Strom verläuft. Der unregulierte Elbfluß, mit Sumpf- und Überschwemmungsgebieten an seinen Ufern setzte der menschlichen Besiedlung zunächst gewisse Grenzen. Da um 600 slawische Stämme das Gebiet der Elbe und weiter nach Westen bis über die Saale in Besitz nahmen, darf mit Sicherheit angenommen werden, dass schon in slawischer Zeit unser Gebiet besiedelt war. Allein der Ortsname "Schirin" bildet sich wohl aus dem altsorbischen ceren, was so viel wie Senknetz, einem Wort aus der Schiffersprache, heißt. Die erwähnte erste Siedlung, später Großzschieren genannt, lag nur einen Meter über dem Elbspiegel (112,5 m U. NN). Sie war ständig vom Hochwasser, das am Ende eines strengen Winters gewaltigen Eisgang hatte und Eisschollen mit sich trieb, gefährdet. 1784 wurden drei Hauser zerstört und riss 30 Stück Vieh mit, 1830 wurden zwei Gebäude fortgerissen, auch später richtete das Hochwasser Schaden an. Das älteste Haus ist von 1761 bekannt. Unter den wenigen Häusleranwesen waren später immerhin eine Pfefferkuchennbäckerei, eine Fleischerei, Gutshöfe, eine Schmiede mit einer gestelzten Vorlaube, ein Gasthof, weiter oben eine Molkerei und eine Kohlenhandlung untergebracht. Die Hochwassergefährdung war auch der Grund, weshalb eine zweite Häusergruppe, genannt Kleinzschieren, in der Höhe 115 und 117 m, auf höherem Standort, in Richtung Struppener Straße, entstand. Diese Hauser bilden ein kleines Straßendorf und haben baulich gewissen einheitlichen Charakter. Besonders auffallend sind die Bauerngehöfte als Dreiseitenhöfe. Das Haus Strupppener Straße 105 weist auf dem Schlussstein über dem Eingang die Jahreszahl1796 aus. Eine dritte kleine dörfliche Siedlung entstand nördlich der beiden ersten wieder näher der Elbe, die Trieske. Ein eigenständiges Dorf wird es wohl nicht gewesen sein. In "Die wüsten Marken des Königreiches Sachsen, 1856" heißt es: "dieses sonst offiziell sogenannte Beiörtchen Trieschke wurde auch nach einem hier vorgekommenen wechselseitigen Ehebruch vom Volk sonst Weibertausch genannt. Es wird angenommen, dass der Name Trieske, die Zschierener sagen Driesge, aus dem sorbischen Wort drjewina - Gehölz, Wald, Bäume zurückzuführen ist. Alle drei Siedlungsteile besitzen eine gemeinsame Landflache, eine Block- und Streifenflur. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 30iger Jahre des 20. Jahrhunderts bildete sich nördlich "Altzschierens" Neuzschieren heraus. Mit den sogenannten "Königsvillen" grenzt es an Kleinzschachwitz. Die Siedlung, zwischen Alt- und Neuzschieren, entstand in den 30iger Jahren als geschlossenes Bebauungsgebiet. Damit entstand in acht Jahrhunderten ein Ort verschiedenen Siedlungscharakters, vom lockeren Gassendorf, der Ortszeile mit Bauernhöfen und dem Weiler, zum Villenbau bis zu Burger- und Siedlungshäusern. 1242 taucht mit dem Adelsgeschlecht Ramvoldus de Schirin der Name erstmals als Herrensitz auf. Das Anwesen Großzschieren blieb bis 1501 der Familie von Schirin. Sicherlich waren sie Lehensleute der Markgrafen von Meißen. Der Pfarrkirche Pirna werden 1294 Grundstücke Schirins zugeeignet. 1378 gehört Zcherin zum castrum (Gebiet, Quartier) Dresden und ist dem Markgrafen zinspflichtig. Später, 1457, kommt Zschieren zu Pirna, bald wieder zum Amt Dresden. Im Jahre 1546 tauschte der Rat zu Dresden den Besitzanteil an Zschieren, es wird von 3 Bauerngütern geschrieben, gegen Reick, Gruna und andere Gebiete, an die Kirche (Hospital) Dohnas. Zschieren stand mit Lehen, Zinsen und Erbgerichten dem Pfarrer in Dohna zu. Auch 1555 hat derselbe zu "Schirtzen im dorff im ampt Dreßden" gelegen 11/2 Huffen, 1/4 Landes (altes deutsches Flächenmaß, landschaftlich verschieden groß - etwa 7 - 20 ha) und 4 besessene Mann mit Erbgerichten, Lehen und Zinsen. Auch später wird die Belehnung Tczscherczehen zur Kirche zu Dohna bezeugt. Eine Änderung tritt im Jahre 1615 ein. Kurfürst Johann Georg veranlasst, die Einwohner des Dorfes Zschieren an den Kammerrat Joachim von Loß auf Pillnitz, Schönfeld und Graupa zu geben. Die Kirche erhalt dafür Birkwitz und ,,3 Mannen (Bauerngüter) im dorff Zschieren" und 820 Gulden 20 Groschen. Es ist in dieser Zeit allgemein üblich, dass Dörfer oder Anwesen kaufbrieflich gehandelt werden. Diese sich öfter veränderten Besitzverhältnisse beziehen sich auf Kleinzschieren. Mit Großzschieren war das etwas anders. Den Hauptteil des Ortes besaß seit 1242 das danach benannte Geschlecht. 1486, nach der Leipziger Teilung der Wettiner, werden Hans und Nickel von Zscheren nochmals mit Zschieren belehnt. Im Jahre 1501 aber steht "das dorff Zschern" im Lehnsbrief der bekannten Familie von Carlowitz als Besitz Wilhelms von Carlowitz zu Kreischa. Daneben hat aber auch das Hospital zu Dohna noch kleineren Anteilsbesitz. Hans von Carlowitz zu Zuschendorf, ein Zweig deren von Carlowitz, kaufte 1565 Zschieren. Schließlich brachten es die Schönbergs auf Purschenstein und Rittergut Gamig an sich. Das Rittergut Gamig, bei Dohna, hatte auch die Obergerichte über Zschieren und blieb bis zur Aufhebung der Rittergutsherrschaft, Anfang des 19. Jahrhunderts, mit ihm verbunden. In dieser Zeit gab es auch in Zschieren noch Hörige, d. h. halbfreie Bauern. Die Anzahl der abhängigen Bauern betrug ca. 50. Nach der Ablösung feudaler Verhältnisse kam Zschieren zur Amtshauptmannschaft Pirna und 1950 zur Stadt Dresden. Über die Geschichte Zschierens muss noch vieles erschlossen werden, besonders über den Alltag der Menschen in diesem Ort, wie sie lebten, litten, zusammenhielten und arbeiteten. Nur so viel wissen wir: Zschieren war neben Fischfang, ein ackerbautreibender Ort. Im 18. Jahrhundert wurde auch Wein angebaut. Als Tagelöhner verdienten nicht wenige ihren kärglichen Unterhalt. Schon seit Ende des 17. Jahrhunderts wird die "Ziegelwiese" erwähnt, zwischen Zschieren und Meußlitz im Brichtig gelegen. Bis 1840/50 befindet sich im Ort eine der bedeutendsten Ziegelbrennereien der Umgebung, die vorzüglichen Lehm am Elbufer findet. Die Vertiefung des Wostrageländes und das ehemalige Hügelland sind Überbleibsel einer Grube. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts, der Zeit der Industrialisierung, gingen Zschierener nach Heidenau, Niedersedlitz, Zschachwitz oder andere Orte arbeiten. Gepfarrt war Zschieren von alters her nach Dohna. Es führte ein sogenannter Kirchweg dorthin. Ab 1897 gehört Zschieren zur Kirche von Kleinzschachwitz. Die Kinder hatten auch einen weiten Schulweg. Sie gingen entweder nach Mügeln (Heidenau) oder nach Kleinzschachwitz zur Schule. Der bekannte russische Fürst Putjatin stiftete 1822 den Kindern das erste Schulhaus in Kleinzschwachwitz. 1887 bekam Zschieren eine eigene Schule, die aber nicht mehr genutzt wird. Viele ehemalige Schüler werden sich noch gern an die Schulzeit in dieser Schule und an den Schuldwald erinnern. Und zu den schönsten Erinnerungen gehört die Wostra. Wer das Schwimmen nicht in der Elbe gelernt hatte, lernte es bestimmt im Wostrabad. 1931 ist dieses 70.000 m² große Bad gebaut worden. Beim Rückblick gibt es sicher noch viel Erfreuliches und Schönes, aber auch vom Leid der Einwohner zu berichten. Wolfang Steglich |