Den Elbdamm
(Treidelpfad) als Entlastung für den Elberadweg wieder nutzbar
machen
Im Zuge der
Elberegulierung
wurde um 1860 im Bereich der Zschierener
Flur ein Damm errichtet, der z.B. zur Abtrennung von Teilen der
alten Elbe führte und aus dem das sog. „Lange Loch“ als Elblache
hervorgegangen ist. Der parallel zu diesem Damm verlaufende Elberadweg ist vor allem an Wochenenden stark überlastet. Wenn es möglich wäre, die ca. 50 – 70 cm starken Anschwemmungen wieder abzutragen, sodass der Weg wieder für Fußgänger begehbar würde, könnte der Elberadweg auf einer Wegstrecke von 1,75 km entlastet werden. Außerdem würde durch die Abtragung des angeschwemmten Bodens eine Verbesserung des Abflusses der Elbe bei Hochwasser erfolgen. Der Elbradweg wird
auch
durch die Werkstatt für Behinderten
St. Josef
für die täglichen Mittagsspaziergänge der
Beschäftigten genutzt. |
|
Durch
die
Wiederfreilegung des Elbdammes wäre so ein weit gefahrloserer
Spazierweg auch für diese Behinderten geschaffen. Am Loschwitzer Ufer wurde dieser historische Treidelpfad bereits freigelegt (siehe Sächsischer Zeitung vom 14.09.2004 Seite 17). Der Ortsverein
Zschieren
- Zschachwitz e.V. unterstützt
diese
Anliegen und hat sich zur Aufgabe gestellt, die
Elbelandschaft in seinem Wirkungsbereich aufzuwerten.
|
Die Elblache von
Zschieren Wenn man von Kleinschachwitz auf dem Leinpfad die Elbe aufwärts wandert, vorbei an der Pillnitzer Elbinsel, erreicht man kurz vor Zschieren einen größeren abgetrennten Elbabschnitt: die Zschierener Elblache. Sie liegt inmitten einer fruchtbaren Glatthaferwiese und fernab vom Lärm der Touristenströme des nahen Pillnitz. An ihrem Ufer sind noch Röhrichtbestande und im Herbst auf Schlammbänken Zwergbinsensgesellschaften ausgebildet. Von hier aus hat man einen Blick auf die faszinierende Elbtallandschaft mit der Elbinsel, Schloß Pillnitz und den nahegelegenen Dörfern Söbrigen und Zschieren. Dabei wird dem Betrachter wieder ins Bewußtsein gerückt, dass die Anziehungskraft der Elbtallandschaft zwischen Dresden und Pillnitz in der Wechselwirkung zwischen Architektur, Kunstschätzen und landschaftlich schöner Lage besteht und dass hier dem Elbstrom eine besondere Bedeutung zukommt. Nicht zuletzt dieser Einheit wegen zwischen Kunstwerken und Landschaft bildete Dresden einige Jahrzehnte im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Romantik und zog Künstler wie Runge, Tieck, Novalis, Weber, Wagner, Schumann und Friedrich an. Wir wissen dies aus Selbstaussagen. Einen Eindruck der Wirkung vermittelt Caroline de la Motte Fonnque, die ca. 1823 einen Blick auf die Elbe am Abend wie folgt beschreibt: "Gradeaus zieht sich der Spaziergang am Wasser hin. Rechts kreisen.. die Wellchen des Stromes und schaukeln unzählige Gondeln, die, von Musik und Gesang begleitet, heranschwimmen. Die Luft ist so still, die Elbe schimmert so wunderbar zwischen den Lichtern ... " Auch heute noch kann man sich dem Reiz dieser Flußbeschreibung nur schwer entziehen. Hier wird deutlich, welche Verantwortung wir haben, dass der Fluß nicht weiter zur Flutrinne unserer Ausscheidungen verkommt. Nun sind zwar die Auswirkungen der menschlichen Tätigkeit auf dem Fluß Elbe noch nie so stark wie in den letzten 40 Jahren gewesen, aber die direkte Beeinflussung begann bereits vor 150 Jahren. Ein Beispiel dafür ist die Elblache Zschieren. Wie kam es zu ihrer Entstehung? Welche Bedeutung hat sie heute? Noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts besaß die Elbe ein reich gegliedertes Ufer, gab es 18 Elbinseln in Sachsen und viele Kiesbänke und Untiefen. Durch Werder bildeten sich ständig andere Stromverhaltnisse. Diese behinderten den stark wachsenden Gütertransport auf der Elbe erheblich. Deshalb wurde mit der Ratifiizierung der Elbschiffahrtakte vom 23. 6. 1821 durch 11 (!) Anliegerstaaten ein weitreichendes Programm zur Sicherung der vollen Schiffbarkeit eingeleitet. Bis auf zwei wurden alle Elbinseln beseitigt, die Schiffsmühlen aufgekauft und die Sand- und Kiesbänke abgetragen. Bereits seit 1834 setzte man dazu Dampfbagger ein. So verschwanden z. B. die "Strandfurth" bei Königstein 1839 - 1842, die "Kuhfurth" an der Saloppe 1867/68 und das "Scharfenberger Eck" 1890. Im großen Stil setzten konsequente Regulierungsmaßnahmen ab 1861 ein, die um die Jahrhundertwende abgeschlossen wurden. Durch Schaffen fortlaufender Parallelwerke wurde die Breite des Stromes begrenzt und so die Mindestwassertiefe gesichert. Dies führte zum Abschneiden größerer Stromraume, die als unsere sogenannten Elblachen zurückblieben. Ein Teil dieser Flächen wurde aber mit Material aus der Flutrinne sofort wieder verfüllt und mit Weiden bepflanzt. Die Elblachen von Zschieren entstanden bei den Regulierungsmaßnahmen im Raum Birkwitz - Zschieren in den Jahren 1864 - 1869. Dabei betrug die abgetrennte Wasserflache 132 654 m², wovon 79 104 m² gleich wieder verfüllt und davon 47 780 m2 mit Weiden bepflanzt wurden. Die Regulierungsmaßnahmen konnten natürlich nicht ohne Einfluß auf die Pflanzen- und Tierwelt bleiben. Bedingt durch die erhöhte Fließgeschwindigkeit des Wassers verschwanden die flußbegleitenden Röhrichtbestande und die Laichkräuter der Elbe. Die Elblachen bilden ein natürliches Rückzugsgebiet für viele typische Tier- und Pflanzenarten der Elbe. Über das Vorkommen der Wassserpflanzen in den Elblachen im vorigen Jahrhundert sind wir gut unterrichtet. So liegen von dem aus der Elbe verdrängtem verwachsenblattrigem Laichkraut (Potamogeton perfoliatum) Angaben aus den Lachen von Copitz, Wachwitz, Prossen, Strand und Königstein vor. Im Jahre 1927 fanden die verdienstvollen Oberlehrer Stiefelhagen und Schöne in der Elblache Zschieren das sommerwarme und mesotrophe Gewässer liebende Große Nixkraut (Najas marina). Zwischen 1916 und 1946 wurde in der Lache von Zschieren an Wasserpflanzen nachgewiesen: Wasserpest (Elodea canadensis), Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus), Hornblatt (Ceratophyllum demersum) und Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum). Durch die zunehmende Verschmutzung der Elbe kommt heute leider nur noch der eutrophe Verhältnisse anzeigende Teichfaden (Zannichellia palustris) vor. Bereits 1917 führte die spürbare Wasserverschmutzung der Elbe zu einer Eingabe der Elbfischer an den sächsischen Landtag. Immerhin war aber die Wasserqualität noch so, dass allein im Stadtgebiet von Dresden 1915 18 Flußbäder existierten und in den zwanziger Jahren Edgar Hahnewald, der bekannte Reiseschriftsteller des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz, einen "Hundstag an der Elbe" wie folgt beschreibt: "Der Strand wimmelt von nackten Menschen im Wasser und am Strand, schwimmend in die Flut gewühlt, springend von Strudeln umspritzt, hingestreckt auf den nassen Laufdielen der Badeanstalten, am Strand lagernd, ... Licht, Luft, Wasser - frisches, kühles Wasser." Erst nach 1945 wurde das letzte Flußbad (1954) geschlossen und die Elbfischerei eingestellt. Im Jahre 1987 erreichte die Elbe die katastrophale Güteklasse 4 bis 5 (von 6) im Dresdener Raum. Erste Verbesserungen der Wassergüte nach 1989 lassen hoffen. Die gewässerökologischen Sünden der Vergangenheit lassen sich aber nur durch ein das gesamte Einzugsgebiet (länderübergreifend) umfassende Sanierungsprogramm beheben. Durch die tiefgreifende Elbregulierung im vorigen Jahrhundert verloren besonders die Arten der Schotterfluren und des Röhrichts einen Großteil ihrer natürlichen Biotope und fanden in den Elblachen Ersatzstandorte. So findet man in Zschieren auch heute noch die Schwanenblume (Butomus umbellatus), das Pfeilkraut (Saggitaria sagittifolia) und den Wasserfenchel (Oenanthe aquatica). Auf den im Herbst zurückbleibenden Schlammflächen finden sich Arten der Zypergras-Schlammkrautgesellschaft, wie Braunes Zypergras (Cyperus fuscus), Schlammkraut (Limosella aquatica), ein seltenes Lebermoss (Riccia cavernosa) und eine auffallende blasenförmige Alge (Botrydium granulatum). Die Lache besitzt auch als Laichgewässer für Lurche und Fische Bedeutung. In den annuellen Uferfluren der Gänsefuß- und Zweizahngesellschaften leben zahlreiche typische Insekten des Elbufers. Bedingt durch die Eutrophierung sind in den letzten Jahrzehnten Schleiergesellschaften mit der Brennessel (Urtica dioica), der Zaunwinde (Calystegia sepia) und der Glanzmelde (Atriplex nitens) gefördert worden. In dieser Gesellschaft finden sich eine Reihe typischer Elbtalpflanzen, wie der Knollige Kälberkropf (Chaerophyllum bulbosum) und die Krause Distel (Carduus crispus). Die Weidengebüsche der zum Teil verfüllten oberen Lache beherbergen als botanische Kostbarkeit die subkontinentale Stromtalpflanze Hühnerbiß (Cucubalus bacccifer). Die Elblachen von Zschieren sind von hoher landeskultureller und ökologischer Bedeutung. Geben sie doch ein Zeugnis von der Elbregulierung im 19. Jahrhundert. Sie dokumentieren damit ein Stück Technikgeschichte. Ihr besonderer Wert besteht aber darin, dass sie ein Rückzugsgebiet für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten der Elbe darstellen. Der Wert und die Bedeutung der Elblachen sollten noch starker in den Blickpunkt des öffentlichen Bewußtseins gebracht werden, insbesondere auch bei den Einwohnern der anliegenden Ortschaften. Artikel Hans-Jürgen Hardtke, Landesverein Sächsischer Heimatschutz |